Als Resultat aus den ersten zwei Schritten haben Sie nun 10-15 AI Use Cases identifiziert und grundlegend strukturiert. Jetzt geht es darum, diese einer strategischen Überprüfung zu unterziehen und korrekt zu priorisieren.

3. Readiness

Auch wenn Sie an diesem Punkt begeistert über die identifizierten Möglichkeiten sind – eine Beschränkung auf das richtige und wichtige ist für den Erfolg zentral. Die Welt ist leider voll von gescheiterten AI Projekten, welche nicht bedacht haben, dass eine gute Idee oder Technologie alleine kein Erfolgsgarant ist, sondern immer auch einen organisatorischen und kulturellen Lernprozess bedingt.

Im Schritt 2 haben Sie sich bereits intensiv mit den Rahmenbedingungen zu jedem einzelnen Use Case beschäftigt. Nutzen Sie nun diese Erkenntnisse zur Ermittlung Ihrer eigenen «Readiness» mittels Erstellung einer einfachen SWOT Analyse.

Kategorisieren Sie die Rahmenbedingungen nach Stärken und Schwächen. Ausnahmen können dabei durchaus die Regel bestätigen. Das gibt Ihnen einen ersten Eindruck, wie gut Ihr Unternehmen bezüglich der Implementation und dem Einsatz von AI generell aufgestellt ist. Ebenso erhalten Sie Anhaltspunkte für notwendige strategische oder taktische Massnahmen in den einzelnen Bereichen, welche vorgängig oder parallel eingeleitet werden müssen.

Werfen Sie bei dieser Gelegenheit auch einen kurzen Blick auf die Aussensicht (Chancen und Gefahren) und beziehen Sie diese in die Analyse mit ein. Sie können dies mittels einer kombinierten Matrix – wie unten abgebildet – erledigen. Diese hilft Ihnen insbesondere dabei, die notwendigen Massnahmen auch mit Blick auf das Unternehmensumfeld zu identifizieren.

4. Prioritization

Im vierten und letzten Schritt geht es darum, die 2 bis 3 Use Cases (1-2 für kleinere Unternehmen) zu finden, die den meisten Wert für Ihr Unternehmen haben. Entweder weil sie die grösste Marktchance bedeuten oder das grösste Problem lösen.

Ordnen Sie die Use Cases dazu in einer agilen Priorisierungs-Matrix ein, indem sie einerseits den geschäftlichen Wert (zum Beispiel auf einer Skala von 1-10) und die Umsetzbarkeit («Feasibility») auf Basis ihrer strategischen «Readiness» sowie den benötigten geschätzten Kosten und Ressourcen bestimmen.

Gratulation! Sie haben nun eine erste AI Strategie erarbeitet, kennen die Top AI Prioritäten Ihres Unternehmens für die nächste Zeit und wissen um die notwendigen weiteren Massnahmen. In einem nächsten Schritt wird es darum gehen, die priorisierten Use Cases gemeinsam weiterzuentwickeln. Dabei kann Ihnen zum Beispiel mein Data Business Canvas weiterhelfen.

Sind Sie in der glücklichen Lage, zeitnah Budget und Ressourcen für die Umsetzung der priorisierten Vorhaben zu erhalten? Dann beglückwünsche ich Sie von Herzen.

Den anderen 99% 😀 rate ich zur Identifikation eines «Quick Win». Wählen Sie aus den Use Cases denjenigen aus, den sie für relativ schnell, einfach und kostengünstig umzusetzen halten.

Es muss nicht unbedingt einer ihrer Top Prioritäten sein, denn es geht dabei primär darum, den Wert von AI innerhalb der Organisation zu demonstrieren. Achten Sie auch besonders darauf, dass der Use Case eine Form der Benutzerinteraktion bietet, anhand welcher die Funktionsweise anschaulich zu erklären ist. Damit können Sie die Unterstützung Ihrer Stakeholdern gewinnen und den Boden für weitere Aktivitäten ebnen.

Halten Sie aber auch die Use Cases, die es nicht in die Top Positionen geschafft haben, im Hinterkopf. Möglicherweise ändern sich die strategischen Prioritäten oder Rahmenbedingungen schneller als gedacht. Auch der Markt und die Technologie entwickeln sich rasant. Sehr wahrscheinlich sind Ihnen bei der Umsetzung der ersten Use Cases auch immer wieder neue Möglichkeiten begegnet. Ich empfehle Ihnen daher, Ihre Strategie regelmässig (alle 6-12 Monate) zu überprüfen und zu aktualisieren.